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Inhalt

Seit Anbeginn der Menschheit wurde er als Gott verehrt: Apocalypse, der erste und mächtigste Mutant des Marvel X-Men Universums, vereint die Kräfte vieler verschiedener Mutanten und ist dadurch unsterblich und unbesiegbar.Nachdem Apocalypse nach tausenden von Jahren erwacht, ist er desillusioniert von der Entwicklung der Welt und rekrutiert ein Team von mächtigen Mutanten – unter ihnen der entmutigte Magneto (Michael Fassbender) – um die Menschheit zu reinigen, eine neue Weltordnung zu erschaffen und über alles zu herrschen. Als das Schicksal der Erde in der Schwebe ist, muss Raven (Jennifer Lawrence) mit Hilfe von Prof. X (James McAvoy) ein Team junger Mutanten anführen, um ihren größten Erzfeind aufzuhalten und die Auslöschung der Menschheit zu verhindern.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Was die X-Men-Filme seit jeher von anderen Comic-Reihen unterschieden hat und es immer noch tut, jetzt da die Flut an Superheldenfilmen nicht mehr abbrechen möchte (alleine dieses Jahr starten sechs in den Kinos), ist ein aufrichtiges Interesse für ihre Figuren, sowie stets der sehr bedachte und nachdenkliche Umgang mit ihnen. Bryan Singer gewann zum Beispiel Charakterdarsteller Ian McKellen einst nur für die Rolle des ambivalenten Bösewichts Magneto, weil er ihm die Parallelen zwischen Mutanten und Homosexuellen vor Augen führte. Die Angst der Mutanten, sich der Welt zu offenbaren und die ihnen entgegenschlagende Feindseligkeit sind Probleme, die in unserer Gesellschaft nur allzu real sind - nur eben in etwas anderer Form. Diese queere Allegorie zieht sich wie ein roter Faden durch beinahe alle X-Men-Filme. In der vielleicht klügsten Szene der ganzen Reihe eröffnet der von Shawn Ashmore gespielte Bobby seiner Familie, dass er ein Mutant ist und bekommt von seiner sichtlich unglücklichen Mutter als Antwort nur die Frage "Have you ever tried... not being a mutant?".

Aber auch abseits dieses "Coming Outs" boten die Charaktere des X-Men-Universums immer viel Potential für dramatische Szenen, welches beinahe alle im Laufe der Jahre involvierten Regisseure und Drehbuchautoren auszuschöpfen wussten - oder zumindest versuchten. So ambitioniert und aktuell die Motivation dieses Subtexts auch war (und immer noch ist - leider auch letzteres), spätestens bei Singers Rückkehr zum Franchise mit Days of Future Past war nicht zu leugnen, dass er thematisch einfach auf der Stelle trat. Über den Mut zum Anderssein hinaus schien sich die X-Men-Reihe 14 Jahre und beinahe genau so viele Filme später nicht wirklich weiterentwickeln zu wollen. Auch schien das Franchise mit jedem weiteren Vertreter immer wieder in dieselben Plot-Muster zu verfallen - wie etwa Magneto, der in jedem einzelnen seiner Filme erneut einen Grund präsentiert bekommt, seine Freunde zu verraten und in einen Strudel aus Wut und Tod gerät. 

X-Men: Apocalypse gibt nun die Sicherheit, dass Bryan Singer anderthalb Jahrzehnte später quasi noch immer den ersten X-Men dreht. Gängige Plot-Strukturen zwingen Magneto den schurkischen Wandel auf (und dieselben ringen ihn ihm gen Ende wieder ab), junge Mutanten straucheln und findet Halt unter dem Geleit von Charles Xavier, der sie lehrt, dass ihre Fähigkeiten eine Gabe und kein Fluch sind - und all das resultiert in einem Spektakel, das den unterschiedlichen Helden vor allem eins abfordert: Zusammenhalt. So weit, so bekannt. Der Balanceakt, so viele Charaktere und Handlungsstränge unter einen erzählerischen Hut zu bekommen, misslingt Singer nicht vollständig, die verschiedenen Einzelschicksale der überall auf dem Erdball verstreuten X-Men zusammenzuführen, gestaltet aber vor allem die erste Filmhälfte etwas mühsam. Nach dem immer mehr Superheldenfilme an ihrer Figurenfülle zu ersticken drohen, sollte langsam doch eigentlich klar geworden sein, dass weniger manchmal mehr ist.

Der Titelgeber, womöglich der gefährlichste Widersacher, dem sich die X-Men je stellen mussten, wird seinem Namen gerecht: Wann immer Apocalypse das Bild betritt, bescherrscht er es - gerade in der äußerst gelungenen Eröffnungsszene. Dazu tragen vor allem Make-Up-Effekte und Stimmverzerrung bei, die dem Gottgleichen eine finstere und immens machtvolle Ausstrahlung verleihen. Leider geschieht all das auf Kosten von Darsteller Oscar Isaac, dessen Gesichtszüge zwar noch deutlich erkennbar sind, dem sich jedoch keine einzige Gelegenheit bietet, seine (vorhandenen) schauspielerischen Facetten zu zeigen. So gut wie jeder könnte in diesem Kostüm stecken und dank des wummernden Tons und der düsteren Maske eine ähnlich einschüchternde Aura erzeugen. Jennifer Lawrence wirkt die meiste Zeit eher gelangweilt, während sowohl Michael Fassbender als auch James McAvoy wie gewohnt starke Arbeit abliefern. Die Neuzugänge - unter ihnen auch Game of Thrones-Star Sophie Turner - bekommen ähnlich wie Isaac nur bedingt Chancen wirklich zu glänzen.

Dies ist Bryan Singers vierter X-Men-Film, der jedoch die (angedachte?) zweite Trilogie beschließt - und zu weiten Teilen fühlt sich X-Men: Apocalypse so an wie der Trilogie-Abschluss, den Singer für seine erste nicht hat drehen können. Dies wird nicht nur klar, wenn Singer in einer Szene überdeutlich gegen den von Fans verhassten The Last Stand austeilt (den er zugunsten von Superman Returns damals verließ), sondern auch wenn er gegen Ende eine kleine Wiedergutmachung mit dessen Versäumnissen anbietet - Stichwort Phoenix. Zudem gibt sich Singer hier so spektakelfreudig wie noch nie zuvor und frönt im Finale ähnlich der Häuser- und Straßenzerstörung wie die Kollegen im MCU und neuerdings auch DCEU, wenn auch nie ganz so exzessiv. Positiv gegenüber denen lässt sich vor allem die Farbenvielfalt hervorheben. X-Men: Apocalypse erstrahlt in grellen Lila- und Pink-Tönen und schämt sich keine Sekunde lang für seinen glorreichen Trash-Charme. Und was Quicksilver angeht: hier gibt es auch nur mehr vom gleichen, aber es ist immer noch ein viel zu großes Vergnügen, als dass man deswegen ernsthaft böse sein könnte.

Fazit

Gemessen an den Möglichkeiten, die das Franchise hat, muss man X-Men: Apocalypse wohl als Enttäuschung verbuchen. Thematisch wollen sich diese Filme nicht vom Fleck bewegen und das wird immer schwieriger zu verzeihen, gerade wenn die Narration so beschwerlich vonstattengeht wie hier. Am Herzen liegen mir Singers X-Men trotzdem irgendwie noch - gerade wenn sie so schön bunt sind. 

Kritik: Nikolas Friedrich

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